Dienstag, 18. September 2018

Auch sowas nennt sich Nähmaschine

Durch ein Willhaben-Angebot ("Kleinste Nähmaschine der Welt") mit ungewöhnlicher Beschreibung ("Wer bitte hat so eine Nähmaschine und kann damit umgehen?") kam ich leihweise zu einer dieser Plastik-Mini-Maschinen, die in unterschiedlichen Designs wahlweise als "Reisenähmaschinen", "Reparaturnähmaschinen" oder ähnliches mit den blumigsten Versprechen zu Preisen zwischen unter 20 und über 80 Euro angeboten werden. Es gibt solche Maschinen mit Steppstich (Ober- und Unterfaden) und mit Kettenstich (nur Unterfaden). Die hier vorgestellte ist ein Kettenstichmodell.




Die Besitzerin sagt mir bei der Übergabe: "Als wir sie aus der Schachtel genommen haben, hat sie genäht. Dann hat mein Mann den Faden gewechselt und nun näht sie nicht mehr." Vorab: mir ist es nicht gelungen, sie wieder zum Nähen zu bringen.


Positiv überrascht war ich von der beiliegenden Anleitung! Sie ist zwar sehr knapp gehalten und in teilweise merkwürdigem Deutsch verfasst, aber allein, dass sie vorhanden ist, spricht schon für Bemühen des  Herstellers oder Großhändlers.



Nach dem Auspacken hat sie zunächst völlig blockiert. Drehen am Handrad, das sich oben an der Maschine befindet, ging nicht. Auch Füßchen und Nadelstange waren unbeweglich. Ich zog also den eingefädelten Faden unter dem Füßchen hervor und aus der Nadel und plötzlich konnte ich das Handrad drehen und die Nadelstange machte Auf-Ab-Bewegungen!

Ich fädelte neu ein, sie macht Nähbewegungen, aber keine Stiche. Ich googelte nach YouTube Videos und Beschreibungen und versuchte verschiedene Varianten der Fadenführung, kein Erfolg. Auch Lösen und Drehen der Nadel brachte nichts. Die Nadel ganz auszuwechseln ist bei diesem Gerät schwierig, da der Platz unter der Stange nicht ausreicht, um den Kolben aus der Führung zu bekommen, auch dann nicht, wenn die Nadel in höchster Position ist.

Mehr aus Neugierde als mit Hoffnung, einen Fehler zu finden und beheben zu können, öffnete ich das Gehäuse. Das geht relativ einfach: 6 Schrauben, alle gleicher Dimension und mit einem feinen Kreuzschlitzschraubendreher zu öffnen. (Bei meiner teuren Bernina ist das nicht so werkstattfreundlich gelöst.) Es gibt also hier Fotos von den Innereien!





Einmal ist es dem Kettelfinger gelungen, die Fadenschlinge zu treffen, sonst ging es immer vorbei. Kein Wunder also, dass keine Stiche entstanden sind. Und angesichts der filigranen Konstruktion - die Wellen werden nur durch das dünne Plastikgehäuse in Position gehalten - lässt sich da auch nichts zurechtbiegen. Ich finde es beachtlich, dass die Maschine überhaupt je genäht hat!

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